Über wenigstens drei Jahrzehnte war Christiane Grutzpalk eine prägende Persönlichkeit im Aufbau der Evangelischen Markusgemeinde und deren Einbindung in die ökumenische Sozialarbeit im Stadtteil Kinderhaus. Nun ist sie im Alter von 85 Jahren verstorben. Frau Grutzpalk hat durch ihr Engagement bleibende Spuren hinterlassen und viele in Kinderhaus trauern um sie.
Als Presbyterin hat sie die Aufbaujahre der Markusgemeine fast über zwei Jahrzehnte nachhaltig geprägt. In Erinnerung geblieben ist ihre besondere Art, für Gemeindebelange beharrlich und zielführend praktische Lösungen zu finden sowie strittige Situationen zu entschärfen und gegenseitiges Einvernehmen zu erreichen. Ihr ausgeprägter Sinn für Ausgleich und Gerechtigkeit blieb nicht verborgen und so trug man ihr das Amt einer Schiedsfrau für die Stadtteile Kinderhaus und Coerde an und auch als Schöffin und Bezirksvertreterin war sie tätig.
Zu Beginn der 1980er Jahre, als das evang. Markuszentrum geplant und gebaut wurde, war Frau Grutzpalk aufgrund ihrer Tätigkeit als Stadtplanerin eine wichtige Beraterin und Stütze im Bauausschuss der Gemeinde. Ein bleibendes Vermächtnis im Markuszentrum ist die Kunstverglasung des Fensterbandes im Kirchraum und im Foyer, die sie mit einer großzügigen Spende finanzierte.
Der persönlicher Kontakt zu einer Weißrussin aus Minsk war Impuls genug, dass sich Frau Grutzpalk nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl (1986) engagierte, Spenden, Kollekten und Medikamente zu sammeln, die über diese Person direkt an betroffene “Tschernobyl-Kinder” weitergeleitet werden konnten.
Christiane Grutzpalk, die Initiatorin des ökumenischen Sozialbüros, wurde 1988 das 100. Mitglied im AWO-Ortsverein Kinderhaus und in 1989 für drei Jahre Vorsitzende und dann Kassiererin. Die AWO war zu dieser Zeit Träger des Begegnungszentrums am Sprickmannplatz und in 1990 begleitete sie aktiv den Umbau der Räume, der sich in Hinblick auf Auslastung und Akzeptanz bis heute bewährt hat. Viele Jahre organisierte sie mit Ehrenamtlichen die Offene Weihnacht im BGZ, Ökumenische Gesprächskreise, Bildungsveranstaltungen, Ausstellungen und interkulturelle Gruppentreffs. Sie war gemeinsam mit beiden Pfarrgemeinden und dem BGZ Mitbegründerin der Kinderhauser Gespräche, die Teilnehmerzahl lag immer im dreistelligen Bereich. Christiane Grutzpalk war ab 2001 zudem Vorstandsmitglied der Ingeborg-und-Werner-Mühlig-Stiftung, die dazu beitrug, das Atrium-Kulturzentrum aufzubauen und das Begegnungszentrum Kinderhaus in die Selbständigkeit trug. Dort war sie bis zu ihrem Wegzug nach Berlin im Jahre 2004 mit hohem Engagement tätig und wurde als Ehrenvorsitzende im Begegnungszentrum geehrt. Auch in Berlin war sie anschließend viele Jahre ehrenamtlich bei der Hausaufgabenhilfe der Volkssolidarität und in ihrer Kirchengemeinde aktiv. Sie besuchte gelegentlich Münster und erhielt umgekehrt von Kinderhauser*innen oft Besuche in Berlin, zuletzt im Altenheim an der Bernauer Straße, wo sie nach einem Schlaganfall mehrere Jahre bis zu ihrem Tod lebte.